Brief aus Quito #1

Hallo, 

nach den ersten Wochen in Quito der Versuch ein paar Eindrücke zu schildern. 

Wir genießen die Zeit hier mit den Höhen und Tiefen, die wohl zu so einem Abenteuer dazugehören:

Wir sind gut in der Wohnung und der Nachbarschaft angekommen, allerdings sind wir noch weit davon weg eingerichtet zu sein. Die Kinder geniessen  es sehr den Gemeinschaftsgarten direkt vor der Tür zu haben und seit einer Woche haben wir uns die ‚Terrasse‘ auch mit einem Sofa eingerichtet, so dass es auch alle die gerade nicht durch den Garten spielen, einen schönen Platz zum Verweilen haben. 

Die grundsätzlichen Sachen funktionieren: Die Kinder haben ihre Kitas, wir haben viel Unterstützung von den Nachbarn, wenn wir mal wieder nicht weiter wissen, und erschliessen uns unser neues Umfeld stück für stück. 

Wir haben es auch in der Nachbarschaft und dem Viertel (La Floresta) toll angetroffen und wirklich Glück gehabt, was die Wohnung angeht: Wir haben eine Wohnung mit gelungener Architektur, einen  Gemeinschaftsgarten mit Trampolin, Klettergerüst und Pfützen für die Kinder, und neben einigen Nachbarskindern gibt es auch viele Katzen, die K(ind)2 immer wieder zu Such-Expeditionen verleiten.
Wir sind in einem Teil der Stadt gelandet, der eine kleinteilige Nachbarschaft hat, die wir immer besser kennenlernen. Fußläufig gibt es alles was es braucht und erste Beziehungen zu den Leuten haben wir auch schon geknüpft: Restaurant für den Mittagstisch, wenn es mal nicht zum kochen reicht, Schreibwarenladen, Gemüsehändlerin, Eisenwaren- und Handwerksbedarf, Schneiderei, einige Cafés und ein kleines Hotel für Gäste, die uns besuchen wollen ;-)

Möbel und andere Einrichtungsgegenstände besorgen ist ein Abenteuer für sich, auch wenn wir durch viele ExPats in der Nachbarschaft von Kontakten und Erfahrungen profitieren: 

Zuerst muss einE HandwerkerIn gefunden werden, die/der die entsprechenden Möbel anbietet und idealerweise weiß was sie/er tut (hierfür hilft stundenlanges recherchieren/surfen auf Plattformen wie facebook marketplace oder mercadolibre).. Dann schliesst sich eine ausführliche Abstimmung über whatsapp an (welche Maße müssen es sein; welche Details werden angeboten oder können angepasst werden; wie lange ist die Lieferzeit; welche Zahlungskonditionen wünscht sich der Handwerker) Wenn dann die Anzahlung überwiesen ist, wird das Regal, Bett, Teppich, Schreibtich, etc. 1-2 Wochen später geliefert.

Wir sind optimistisch, dass wir die Wohnung bis Ostern auch vollständig eingerichtet haben.

Die Kinder geniessen das Abenteuer auch weitestgehend.Sie haben ihre Kitas und sich da auch schon gut eingelebt. Wir haben eine tolle Kinderfrau gefunden, die an drei Nachmittagen in der Woche da ist und mit der K1 und K2 gerne Zeit verbringen. 

In K1s Alltag an der deutschen Schule haben wir wenig Einblick, weil wir nicht viel aufs Schulgelände kommen, aber im Elterngespräch letzte Woche haben wir nur positives über sein Ankommen/Integration gehört.

Beide haben auch schon Anschluss an die Kinder in der Nachbarschaft gefunden, wir haben viele Kinder zwischen 0,6 und 16, die entweder auch direkt am Garten oder in unmittelbarer Nachbarschaft wohnen. Die Integrationskraft eines Großen Trampolins ist bemerkenswert ;-)

Eine erste Reise an die Pazifikküste hatten wir in der zweiten Woche (Ende Februar), so dass wir auch schon was außer Quito gesehen haben. Das war ein Abenteuer für sich: Weil es im Februar viel geregnet hat, waren alle Strassen zwischen Quito, Puerto Quito und Esmeraldas durch Erdrutsche versperrt, so dass wir statt 3 Stunden den ganzen Tag damit beschäftigt waren einen Weg zu finden oder im Stau zu stehen. Die Tage am Pazifik (wir waren in der Nähe von Atacames) haben dafür aber reichlich entschädigt, auch wenn die Kinder eigentlich nur den ganzen Tag rund um den Pool spielen wollten, war die Zeit am Strand und in den Wellen für beide ganz beeindruckend.

Das Wetter in Quito ist wie üblich für diese Jahreszeit sehr durchwachsen, aber sehr faszinierend zu beobachten. Wir haben den Eindruck hier auf 2800 Meter Höhe in einem Wolkenschloss zu wohnen – alle 30 Minuten kann es ganz anders aussehen: In einem Moment sieht man nichts, weil das ganze Tal mit Wolken geflutet ist, dann reißt es auf und die Sonne brennt, um wieder eine halbe Stunde später einen Platzregen prasseln zu hören. Es ist hat glücklicherweise immer so um die 20 Grad, so dass frieren eher die Ausnahme ist und sich auf die Abende beschränkt, die nicht das Glück hatten auf einen Tag zu folgen an dem überwiegend gutes Wetter nicht bis nachmittags um 16/17 Uhr gehalten hat. Am späten Nachmittag ‚kollabiert‘ das Wetter dann gerne und es regnet sich für ein paar Stunden ein.

Wir haben auch schon einige Ecken von Quito entdeckt: Rosenmontag hatten wir spontan die Idee uns die Altstadt anzuschauen, was darin geendet hat, dass wir auch dieses Jahr nicht auf den Karneval verzichten mussten, auch wenn ihr anders und ohne „Festordnendes Komitee“ anarchistischer gefeiert wird als z.B. in Köln am Rosenmontag. (Zur großen Freude von K1 und K2 besprüht man sich gegenseitig mit Schaum aus Dosen statt Kamelle zu werfen. Okay, K1 hat die Kamelle schon auch sehr vermisst..)

Ansonsten bewegen wir uns im Moment aber vor allem in der Nachbarschaft und entdecken hier die Cafés, Spielplätze und Fahrradläden. 

Wenn wir dann in den nächsten Wochen Fahrräder bekommen und die Luftfracht mit den Fahrzeugen/Fahrrädern der Kinder ankommt, werden wir dann sicher auch mehr von den Stadtvierteln rund um die Floresta erkunden. Genau wie in Bogota, gibt es sonntags hier ja auch die Ciclovia (d.h. dass viele Verkehrsachsen für den Autoverkehr gesperrt werden und diese mehrspurigen Strassen den FahrradfahrerInnen, SkaterInnen, SpaziergängerInnen überlassen werden).

Inzwischen haben wir auch entdeckt, dass es hier auch eine SoLaWi gibt und haben schon unsere erste Lieferung von Gemüse und Milchprodukten bekommen. Es ist spannend zu sehen, dass es hier auch solche Initiativen gibt und sich ProduzentInnen-KonsumentInnen-Beziehungen anders gestalten lassen als über die riesigen Supermärkte für die Besserverdienenden. 

Auch wenn wir die Vulkane bisher nur aus der Ferne gesehen haben, (bei klarem Wetter können wir den Cayambe morgens von unserer Wohnung aus sehen) haben wir in den letzten Tagen erlebt, dass wir in einem Land mit vulkanischer Aktivität sind und hätten am Wochenende (die Nacht der Zeitumstellung in Europa) die ersten größeren Erdbeben erleben können, wenn wir sie nicht verschlafen hätten. 

Ich habe mein Adressbuch durchforstet und überlegt, wer so einen Brief bekommen will, wenn Du nicht weißt, was Du mit dieser mail anfangen sollst und keine Post mehr bekommen möchstest, gib mir bitte jederzeit Bescheid.
Beim Durchforsten meines Adressbuchs, ist mir aber auch aufgefallen, dass die Qualität der Daten (unvollständige und/oder nicht mehr aktuelle Datensätze; nur die dienstliche mail-Adresse, etc.) zu wünschen übrig läßt, ich freue mich jederzeit über Deine aktuellen Adressdaten :-) Meine sind in der Signatur, falls Dein Adressbuch nicht mehr auf dem neusten Stand ist ;-)