Nicaragua.

Mittlerweile bin ich ja schon ein paar Tage zurueck in San José, moechte aber einige Gedanken zu Nicaragua veroeffentlichen. (Die, die auf Photos warten, muss mal wieder vertroesten. Die Photos brauchen noch ein paar Tage zum entwickeln. Dafuer sind die Photos aus den letzten Wochen fertig und bald online.)

Als erstes Resümee wuerde ich sagen, dass Nicaragua ein sehr interessantes Land ist, in das ich sicherlich nochmal mit mehr Zeit reisen muss. Allerdings habe ich auch denkwuerdige Dinge erlebt/erfahren. Mir ist vor allem die Armut aufgefallen, die mich sehr an die ökonomische Situation in Veneuzela erinnert hat, und der gegenueber die Lebensituation vieler Menschen in Costa Rica wesentlich besser ist. Dazu und zu den Schikanen, die Costa Rica aufbaut, um illegale Migration aus dem Norden zu verhindern, unten mehr.

Ich war einen Tag in San Rafael del Sur, südwestlich von Managua, zwei Tage in León im Norden und in Managua. (Auf Links zu den Karten einer Firma mit vielen -g- und -o- im Namen verzichte ich an dieser Stelle und wuerde jedem empfehlen mal den alten Schulatlas rauszusuchen…)

Neben dem, von Auswirkungen der Hurrikane ueber der Karibik gepraegtem, Klima, dass sehr heiss und feucht war (ueberwiegend mehr als 35°C), sind mir die Tage in León besonders im Gedaechnis geblieben. Dort bin ich mit einer Buergerkriegsgeschichte in Berührung gekommen, die neben der ökonomischen Situation vieler Menschen, sehr praesent ist, andererseits kaum aufgearbeitet ist und dementsprechend gerne verdraengt wird.
Unter anderem ist es sehr bedrueckend morgens von dem Dach der Kathedrale aus Photos geschossen zu haben und spaeter von sandinistischen Veteranen erzaehlt zu bekommen, dass von eben diesen Kirchendaechern, Militaer und Contras die Strassen kontrolliert und geschossen haben.

Wenn man den Kontakt zu einer noch nicht lang zurueckliegenden Geschichte sucht und dabei merkt, dass man immer auf einem Grad wandert, Leute evtl. zu sehr an selbt erlebten Krieg zu erinnern, auf der anderen Seite aber Leute trifft die bereitwillig erzaehlen wollen, man dann aber selbst zu nah an Geschichte geraet, weil man von diesen Leuten immer erfaehrt, welche sehr nahen Verwandten oder Freunde in diesem Buergerkrieg umgekommen sind, wird mir auch schnell klar, wie schwierig dieses Thema immer noch fuer die Nicaraguaner ist und wie unfassbar es fuer Aussenstehende ist.

Dazu dann die allgegewaertige Armut, die sicher auch ihren Teil dazubetraegt, dass ein Aufarbeiten nicht passiert ist/nicht moeglich ist, weil andere Probleme viel draengender, viel existenzieller sind. Ich habe mich in diesem Spannungsfeld “als Tourist” recht unwohl gefuehlt, und wuerde bei einem naechsten Mal das Land sicher in einem anderen Kontext besuchen wollen.

Zur Migrationspolitik Costa Ricas ist nicht viel positives zu erzaehlen. Man muss nur die unkomplizierte Einreise nach Nicaragua mit der Einreise nach Costa Rica, die locker 2 Stunden dauert, vergleichen, um zu merken, welches Land versucht die Grenzen geschlossen zu halten. Ein Auslaender, der keine Arbeitserlaubnis hat und nach Costa Rica einreisen will, muss grundsaetzlich ein Rueckfahrt- oder flugticket vorweisen. Bustickets von oder nach Costa Rica sind nicht unter 20US-$ zu bekommen, so dass mich die llegale Einreise im guenstigsten Fall 40 US-$ kostet. (Der europaeische “Prämiumkunde” wird selbstverstaedlich nicht gefragt, wann er wieder ausreist.) Weitere Eindruecke: Auch wenn mehrere hundert (!) Leute auf die Einreise warten, ist lediglich ein Schalter, der Paesse stempelt, geoeffnet. Ob man vom Zoll kontrolliert wird oder nicht haengt scheinbar von den Kontakten des Buspersonals zu den Beamten ab. Auch noch Kilometer hinter der Greze wird der Bus oefters mal vom Zoll kontrolliert. Die Formulare zur Einreise erinnern doch sehr an das Planspiel zur Migration auf dem Vorbereitungsseminar…